Geschichte der Entdeckung von Vitaminen
Das Interesse an Vitaminen als essentielle Nährstoffe begann im frühen 19. Jahrhundert. Zuvor konzentrierte sich die Aufmerksamkeit auf Kohlenhydrate, Proteine und Fette als die einzigen wesentlichen Nährstoffe. Man ging davon aus, dass der menschliche Körper keine weiteren Elemente benötigte, um eine optimale Ernährungszustand zu erreichen. Diese Stoffe sind schließlich die Hauptquelle für notwendige Energie. Ohne sie kann es zu Gewichtsverlust, Schwäche und letztlich zum Tod kommen.
Einige Ärzte befassten sich mit der Ernährung als Teil der Medizin, obwohl es noch kein formales Fach „Ernährung“ gab. Sie beobachteten Symptome bei Patienten, die trotz ausreichender Zufuhr von Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten weiterhin litten. Vorangegangene Generationen hatten die Vorstellung abgelehnt, dass ein Nährstoff, der nur in minimalen Mengen in bestimmten Lebensmitteln vorkommt, bei Mangelerscheinungen tödlich sein könnte. Der erste Hinweis kam durch die Beobachtung von Skorbut, einer Krankheit, von der vor allem Seemänner und Soldaten betroffen waren. Diese litten unter allgemeinen Schwächezuständen, Gelenkschmerzen, Zahnverlust und plötzlichem Tod. Es stellte sich heraus, dass die Seefahrer auf langen Reisen hauptsächlich Brot und Fisch, aber kein frisches Obst oder Gemüse konsumierten, was auf der Schiffahrt aufgrund der begrenzten Haltbarkeit nicht möglich war. Interessanterweise erholten sich die Seemänner nach einigen Tagen an Land, als sie wieder frische Lebensmittel zu sich nehmen konnten.
In einem anderen Fall litten Soldaten in den britischen Kolonien in Asien an Beriberi, das sich in allgemeiner Schwäche, Gewichtsverlust und Herzrhythmusstörungen äußerte. Ihre Ernährung bestand vornehmlich aus weißem Reis, ergänzt mit einigen Gemüsesorten. Nach ihrer Rückkehr in die Heimat stellte man fest, dass sie sich schnell erholten. Ärzte und Ernährungswissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass es chemische Elemente und Verbindungen geben müsse, deren Vorhandensein in der Nahrung nicht sofort auffiel, jedoch wesentlich für die Gesundheit des Menschen sind. Diese Erkenntnisse stießen anfangs auf Widerstand, da viele nicht an die Heilkräfte von Früchten glauben konnten. Stattdessen waren die Bemühungen auf die Suche nach einem „Heilmittel“ gerichtet, um die durch bakterielle Infektionen verursachten Symptome zu behandeln.
Im frühen 19. Jahrhundert wurden diese versteckten Nährstoffe dann offengelegt und unter dem Begriff „Vitamine“ zusammengefasst. Es wurde allgemein anerkannt, dass der Mangel an Vitamin C Skorbut verursacht. Daher begannen die Seefahrer, getrocknete Zitronen auf ihren langen Reisen mitzuführen und regelmäßig zu konsumieren, um den Vitamin-C-Spiegel im Körper aufrechtzuerhalten. Ebenso stellte man fest, dass Beriberi in den britischen Kolonien auf einen Mangel an Vitamin B1 zurückzuführen war, welches in Lebensmitteln wie Eiern, Kartoffeln und Vollkornprodukten vorkommt. Eine Ernährung, die hauptsächlich aus weißem Reis und einigen grünen Gemüsearten bestand, war nicht ausreichend, auch wenn diese Gemüse reich an Vitamin C waren. Daraufhin begannen die Wissenschaftler, die Quellen und benötigten Mengen jedes Vitamins zu untersuchen, um die Gesundheit des Menschen zu fördern. Sie fanden heraus, dass diese Mengen sehr gering sind und meist in Milligramm oder Mikrogramm gemessen werden.
Wasserlösliche Vitamine
Vitamine werden in zwei Hauptkategorien eingeteilt: wasserlösliche und fettlösliche Vitamine. Diese unterscheiden sich in ihrer Fähigkeit, im Körper gespeichert zu werden. Fettlösliche Vitamine können in den Fettreserven des Körpers gespeichert werden und bei Bedarf mobilisiert werden. Daher treten bei einem Mangel an diesen Vitaminen nicht sofort Symptome auf. Im Gegensatz dazu zeigen wasserlösliche Vitamine schneller Mangelerscheinungen, da der menschliche Körper Wasser nicht speichert, sondern ständig abgibt. Daher sollten sie mindestens alle drei Tage konsumiert werden, während fettlösliche Vitamine nur alle paar Wochen eingenommen werden können, um den Mindestbedarf zu decken.
Zu den wasserlöslichen Vitaminen zählen:
- Vitamin B1: Auch bekannt als Thiamin, ist wichtig für die Funktion des Nervensystems, des Herzens und der Muskulatur. Ein Mangel kann zu Beriberi, Appetitlosigkeit und Gedächtnisproblemen führen. Quellen sind Vollkornprodukte, Kartoffeln, Wassermelonen, Tomatensaft und Sojamilch.
- Vitamin B2: Auch als Riboflavin bekannt, kann ein Mangel zu Hautreizungen führen, insbesondere um den Mund, sowie zu einer violetten Zunge. Es kommt in Milchprodukten wie Joghurt und Käse, sowie in Eiern und Leber vor.
- Vitamin B3: Auch Niacin genannt, führt ein Mangel zu Gedächtnisschwäche, Müdigkeit, Bauchschmerzen sowie zu Durchfall und Erbrechen. Es kann auch das Zungenbrennen verursachen. Quellen sind Huhn, Thunfisch, Leber und Erdnüsse.
- Vitamin B5: Auch Pantothensäure genannt, kann ein Mangel zu Muskelkrämpfen, Müdigkeit sowie Gefühllosigkeit führen. Es ist in Eigelb, Leber, Huhn, Brokkoli, Tomaten und Haferflocken enthalten.
- Vitamin B6: Ein Mangel äußert sich in Anämiesymptomen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten. Die besten Quellen sind verschiedene Fleischsorten, Kartoffeln und Hülsenfrüchte.
- Vitamin B7: Auch Biotin genannt, führt ein Mangel zu Konzentrationsschwierigkeiten, Taubheitsgefühl in den Extremitäten und erhöhtem Haarausfall. Vorkommen findet man in Leber, Eigelb, Sojabohnen und vielen Vollkornprodukten.
- Vitamin B12: Ein Mangel verursacht ebenfalls Anämiesymptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten sowie Verstopfung und Appetitlosigkeit. Es kommt in verschiedenen Fleischsorten, Eiern, Milch und Käse vor.
- Vitamin C: Ein Mangel kann zu schwachen Knochen, Gelenkschmerzen, langsamer Wundheilung, einfacher Infektanfälligkeit, Zahnfleischbluten und allgemeiner Muskelschwäche führen. Es ist in vielen Obst- und Gemüsesorten zu finden, insbesondere in Zitrusfrüchten wie Orangen, Grapefruits, Zitronen, sowie in Brokkoli, Paprika, Erdbeeren und vielen weiteren Lebensmitteln.
Fettlösliche Vitamine
- Vitamin A: Ein Mangel kann Nachtblindheit und sogar Blindheit verursachen und das Wachstum bei Kindern beeinträchtigen. Quellen sind Brokkoli, Karotten, Tomatensaft, Süßkartoffeln und Rinderleber.
- Vitamin D: Wichtig für den Aufbau und die Erhaltung einer starken Knochenstruktur. Ein Mangel kann zu Osteoporose führen. Es kann durch Sonnenlicht oder durch den Konsum von vitamin D-reicher Milch aufgenommen werden.
- Vitamin E: Ein Mangel kann zu Nervenproblemen und zum Zerfall von roten Blutkörperchen führen. Es kommt in Eigelb, Leber, Nüssen, Samen und grünem Blattgemüse vor.
- Vitamin K: Essentiell für die Blutgerinnung, sodass ein Mangel zu andauernden Blutungen führen kann. Es ist vorhanden in Milch, grünem Blattgemüse und Leber; wird auch von der Bakterienflora im Darm synthetisiert.
Symptome einer Vitaminüberdosis
Die natürlichen Lebensmittel enthalten in der Regel ausreichende Mengen dieser Vitamine für den menschlichen Körper. Wichtig ist eine ausgewogene Ernährung, die alle notwendigen Nährstoffe umfasst. Es ist nicht erforderlich, Vitamine in Form von Tabletten oder Nahrungsergänzungsmitteln einzunehmen. Tatsächlich kann eine übermäßige Einnahme in Form von Ergänzungen zu toxischen Symptomen führen, insbesondere bei fettlöslichen Vitaminen, die sich im Körper anstauen können, anstatt mit Wasser ausgeschieden zu werden, wie es bei wasserlöslichen Vitaminen der Fall ist. Daher sollte die Einnahme mit Vorsicht erfolgen und nur auf ärztlichen Rat, insbesondere wenn Anzeichen eines Mangels bestehen.