Analyse des Gedichts von Ibn Khafaja über den Berg
Ibn Khafaja, dessen vollständiger Name Ibrahim ibn Abu al-Fath al-Hawari al-Andalusi ist, wurde im Jahr 450 Hijri geboren. In der späten Phase seines Lebens verfasste er ein Gedicht, in dem er die Themen Tod und die damit verbundenen Ängste behandelt. Ibn Khafaja ist einer der bekanntesten Dichter der andalusischen Epoche.
Das Gedicht beschreibt die dichotome Beziehung zwischen Leben und Tod. Der Poet illustriert diesen Konflikt durch eine kunstvolle Ausdrucksweise, und die Anzahl der Verse beträgt siebenundzwanzig, die er im langen Versmaß, einem der traditionellen arabischen Versmaße, verfasste. Es heißt:
- بَعَيشِكَ هَل تَدري أَهوجُ الجَنائِبِ
تَخُبُّ بِرَحلي أَم ظُهورُ النَجائِبِ
Zu Beginn seiner Verse schwört der Dichter beim Leben, während es üblicher ist, beim Alter zu schwören, etwa mit den Worten: „Bei deinem Leben“. Der Begriff „Lebensart“ deutet auf eine Verbundenheit mit der Erde und dem Leben hin. Bereits zu Beginn des Gedichts wird ein Gefühl von Anspannung und Angst spürbar. Er fragt sich, warum es ihm schwerfällt, im Gleichgewicht zu sein und sucht nach jemandem, der seine Sorgen teilt. Ist es der südliche Wind, der auf den nördlichen trifft? Oder werden die Kamele aus der Wüste kommen, um seine Sorgen zu teilen?
- فَما لُحتُ في أولى المَشارِقِ كَوكَبًا
فَأَشرَقتُ حَتّى جِئتُ أُخرى المَغارِبِ
Der Dichter beschreibt jetzt die Veränderung der Sterne; kein Stern leuchtet ewiglich, und der Glanz verblasst, was auf den Lebenszyklus des Menschen hinweist.
- وَحيداً تَهاداني الفَيافي فَأَجتَلي
وَجوهَ المَنايا في قِناعِ الغَياهِبِ
Wenn der Dichter allein in der weiten Wüste steht, erinnert er sich an die Gesichter der Verstorbenen und stellt sich vor, sie lägen im Schatten der Dunkelheit, in der es kein Wasser gibt und wo niemand ist.
- وَلا جارَ إِلّا مِن حُسامٍ مُصَمَّمٍ
وَلا دارَ إِلّا في قُتودِ الرَكائِبِ
Nach seinem langen Lebensweg kommt der Dichter zu dem Schluss, dass der Mensch nur in der Nähe seiner Klinge sicher sein kann und dass sein Platz auf diesem Planeten lediglich auf seinem Reittier ist, während er von Ort zu Ort zieht.
- وَلا أُنسَ إِلّا أَن أُضاحِكَ ساعَةً
ثُغورَ الأَماني في وُجوهِ المَطالِبِ
Der Mensch findet seinen Trost nur im Moment des Lachens, und das Lachen kommt nur, wenn seine Wünsche erfüllt werden und er sein Ziel im Leben erreicht.
- وَلَيلٍ إِذا ما قلت قَد بادَ فَاِنقَضى
تَكَشَّفَ عَن وَعدٍ مِنَ الظَنِّ كاذِبِ
Obwohl der Dichter glaubt, dass die Nacht der Trauer vorüber ist, erkennt er bald, dass das Unglück weiterhin his geschwiegen über ihm schwebt, und die Dunkelheit ist sein einziger Begleiter.
- صحَبتُ الدَياجي فيهِ سودَ ذَوائِبٍ
لِأَعتَنِقَ الآمالَ بيضَ تَرائِبِ
Der Dichter betont, dass er in diesem Leben gegen alle Widrigkeiten gekämpft hat, auch wenn er die dunklen Nächte und schlechte Zeiten verbrachte, um am Ende seine Hoffnungen und Träume zu verwirklichen.
- فَمَزَّقتُ جَيبَ اللَيلِ عَن شَخصِ أَطلَسٍ
تَطَلَّعَ وَضّاحَ المَضاحِكِ قاطِبِ
Der Kampf geht weiter, der Dichter erarbeitet sich seinen Weg zum Licht des Morgens, das seine Hoffnungen symbolisiert, obwohl die Dunkelheit noch nicht vollständig gewichen ist.
- وَأَرعَنَ طَمّاحِ الذُؤابَةِ باذِخٍ
يُطاوِلُ أَعنانَ السَماءِ بِغارِبِ
Der Dichter steht jetzt vor dem majestätischen Berg, der in der stillen und dunklen Natur weilt. Dieser erhabene Berg ragt hoch in den Himmel, umgeben von niedrigen Höhenzügen.
- يَسُدُّ مَهَبَّ الريحِ عَن كُلِّ وُجهَةٍ
وَيَزحَمُ لَيلاً شُهبَهُ بِالمَناكِبِ
Es sind die gewaltigen Berge, die selbst den stärksten Wind nicht an sich heranlassen. Nachts leuchten die Sternschnuppen an seinen Seiten, wodurch seine Größe noch verstärkt wird.
- وَقورٍ عَلى ظَهرِ الفَلاةِ كَأَنّهُ
طِوالَ اللَيالي مُفَكِّرٌ في العَواقِبِ
Der Dichter vergleicht den Berg, der im Angesicht der weiten Wüste thront, mit einem ehrwürdigen Alten, der stets über das Schicksal seiner Familie nachdenkt.
- يَلوثُ عَلَيهِ الغَيمُ سودَ عَمائِمٍ
لَها مِن وَميضِ البَرقِ حُمرُ ذَوائِبِ
Der Dichter malt weiter das Bild des ehrwürdigen Berges. Der Himmel umhüllt ihn mit dunklen Wolken wie mit einem schwarzen Turban, der von einem roten Blitz erhellt wird.
- أَصَختُ إِلَيهِ وَهوَ أَخرَسُ صامِتٌ
فَحَدَّثَني لَيلُ السُرى بِالعَجائِبِ
Jetzt beginnt ein Dialog zwischen dem Berg und dem Dichter. Der ehrwürdige Berg hat viele Wunder erlebt, die die Vorstellungskraft eines Menschen übersteigen.
- وَقالَ أَلا كَم كُنتُ مَلجَأَ قاتِلٍ
وَمَوطِنَ أَوّاهٍ تَبَتَّلَ تائِبِ
Der Berg erzählt von jenen, die sich in ihm sicher fühlten und wie er die Sorgen der verängstigten Menschen beherbergt hat.
- وَكَم مَرَّ بي مِن مُدلِجٍ وَمُؤَوِّبٍ
وَقالَ بِظِلّي مِن مَطِيٍّ وَراكِبِ
Er beschreibt viele, die in der Dunkelheit an ihm vorbeizogen, während er sie schützend umhüllte und denen das Unwetter zu schaffen machte.
- فَما كانَ إِلّا أَن طَوَتهُم يَدُ الرَدى
وَطارَت بِهِم ريحُ النَوى وَالنَوائِبِ
All diese Geschichten und all die Menschen, die einmal bekannt waren, hat jetzt der Tod in seine Vergessenheit gehüllt.
- فَما خَفقُ أَيكي غَيرَ رَجفَةِ أَضلُعٍ
وَلا نَوحُ وُرقي غَيرَ صَرخَةِ نادِبِ
Der Berg erklärt, dass das, was der Dichter als Wehklagen wahrnimmt, lediglich Schmerz über die, die der Tod schon geholt hat, ist.
- وَما غَيَّضَ السُلوانَ دَمعي وَإِنَّما
نَزَفتُ دُموعي في فِراقِ الصَواحِبِ
Der Berg zeigt sich von seiner verletzlichen Seite. Trotz seiner Stärke und Erhabenheit leidet er unter dem Verlust seiner Freunde.
- فَحَتّى مَتى أَبقى وَيَظعَنُ صاحِبٌ
أُوَدِّعُ مِنهُ راحِلاً غَيرَ آيِبِ
Der Berg fragt sich, wie lange er noch hier verweilen wird, während er ständig Neuankömmlinge verabschiedet und deren Abgänge akzeptiert.
- وَحَتّى مَتى أَرعى الكَواكِبَ ساهِرًا
فَمِن طالِعٍ أُخرى اللَيالي وَغارِبِ
Wie lange wird der Berg weiterhin die Sterne beobachten, die unermüdlich am Nachthimmel auf- und untergehen?
- فَرُحماكَ يا مَولايَ دِعوَةَ ضارِعٍ
يَمُدُّ إِلى نُعماكَ راحَةَ راغِبِ
Der Berg fleht Gott um Gnade, um von seiner Last befreit zu werden, während die Trauer über die Vergangenheit sein Herz zerbricht.
- فَأَسمَعَني مِن وَعظِهِ كُلَّ عِبرَةٍ
يُتَرجِمُها عَنهُ لِسانُ التَجارِبِ
Der Dichter bringt den Dialog mit dem Berg zu einem Ende, indem er die wertvollen Lektionen zusammenfasst, die er aus den Geschichten über die vergangenen Jahre zieht.
- فَسَلّى بِما أَبكى وَسَرّى بِما شَجا
وَكانَ عَلى عَهدِ السُرى خَيرَ صاحِبِ
Nachdem das Gespräch zwischen dem Berg und dem älteren Dichter zu Ende ist, glaubt der Berg, er habe den Schmerz hinter sich gelassen, aber tatsächlich hat ihm die Konversation noch mehr Kummer zugefügt.
- وَقُلتُ وَقَد نَكَّبتُ عَنهُ لِطِيَّةٍ
سَلامٌ فَإِنّا مِن مُقيمٍ وَذاهِبِ
Schließlich antwortet der Dichter dem Berg mit den Worten: „Frieden sei dir, oh Berg, denn ich bin einer, der diese Welt verlässt. Du wirst hierbleiben und den Nachfolgenden deine Geschichten erzählen.“
Erklärung der Vokabeln im Gedicht über den Berg
Das Gedicht über den Berg enthält verschiedene Vokabeln, die einer Erklärung bedürfen:
Vokabel | Bedeutung |
تخب | aufkochen und aufregen |
الفيافي | große, weite Wüste |
الدياجي | dunkle Nächte |
ثاقب | mit großer Tiefe |
أرعن | hoch |
باذخ | erhaben |
وميض البرق | Blitzschein |
مدلج | Eine Person, die im Dunkeln geht |
النوائب | Unglück |
يظعن | verlassen |
طوتهم | verborgen |
وقور | würdig |
الردى | Tod |
طماح الذؤابة | Höhe des Gipfels |
Künstlerische Bilder im Gedicht über den Berg
Das Gedicht ist reich an künstlerischen Bildern, darunter:
- وحيدًا تهاداني الفيافي
Hier wird die Wüste als lebendiger Begleiter wahrgenommen, indem der Vergleichsträger weggelassen und etwas seines Wesens beibehalten wird. Dies ist ein Beispiel für eine metaphorische Übertragung.
- ثغور الأماني
Ein Wunsch wird als Person dargestellt, die einen Mund hat. Es handelt sich ebenfalls um eine metaphorische Übertragung, bei der der Vergleichsträger entfernt wurde, während etwas seines Wesens beibehalten wurde.
- فحدثني ليل السرى
Der Nacht wird eine menschliche Stimme zugeteilt. Auch hier wurde der Vergleichsträger weggelassen, obwohl ein Teil seiner Essenz erhalten geblieben ist.
Hauptgedanken des Gedichts über den Berg
Das Gedicht thematisiert eine Reihe zentraler Ideen:
- Die Anspannung und Angst des Dichters angesichts des Lebens.
- Das Erscheinen der verstorbenen Gesichter in der dunklen Wüste.
- Die Beschreibung des erhabenen Berges, der über die weiten Wüsten wacht.
- Der Dialog des Berges mit dem Dichter.
- Der Abschluss des Gesprächs zwischen Dichter und Berg.
Text des Gedichts über den Berg
Der Dichter sagt:
بَعَيشِكَ هَل تَدري أَهوجُ الجَنائِبِ
تَخُبُّ بِرَحلي أَم ظُهورُ النَجائِبِ
فَما لُحتُ في أولى المَشارِقِ كَوكَبًا
فَأَشرَقتُ حَتّى جِئتُ أُخرى المَغارِبِ
وَحيداً تَهاداني الفَيافي فَأَجتَلي
وَجوهَ المَنايا في قِناعِ الغَياهِبِ
وَلا جارَ إِلّا مِن حُسامٍ مُصَمَّمٍ
وَلا دارَ إِلّا في قُتودِ الرَكائِبِ
وَلا أُنسَ إِلّا أَن أُضاحِكَ ساعَةً
ثُغورَ الأَماني في وُجوهِ المَطالِبِ
وَلَيلٍ إِذا ماقُلتُ قَد بادَ فَاِنقَضى
تَكَشَّفَ عَن وَعدٍ مِنَ الظَنِّ كاذِبِ
سَحَبتُ الدَياجي فيهِ سودَ ذَوائِبٍ
لِأَعتَنِقَ الآمالَ بيضَ تَرائِبِ
فَمَزَّقتُ جَيبَ اللَيلِ عَن شَخصِ أَطلَسٍ
تَطَلَّعَ وَضّاحَ المَضاحِكِ قاطِبِ
رَأَيتُ بِهِ قِطعاً مِنَ الفَجرِ أَغبَشاً
تَأَمَّلَ عَن نَجمٍ تَوَقَّدَ ثاقِبِ
وَأَرعَنَ طَمّاحِ الذُؤابَةِ باذِخٍ
يُطاوِلُ أَعنانَ السَماءِ بِغارِبِ
يَسُدُّ مَهَبَّ الريحِ عَن كُلِّ وُجهَةٍ
وَيَزحَمُ لَيلاً شُهبَهُ بِالمَناكِبِ
وَقورٍ عَلى ظَهرِ الفَلاةِ كَأَنّهُ
طِوالَ اللَيالي مُفَكِّرٌ في العَواقِبِ
يَلوثُ عَلَيهِ الغَيمُ سودَ عَمائِمٍ
لَها مِن وَميضِ البَرقِ حُمرُ ذَوائِبِ
أَصَختُ إِلَيهِ وَهوَ أَخرَسُ صامِتٌ
فَحَدَّثَني لَيلُ السُرى بِالعَجائِبِ
وَقالَ أَلا كَم كُنتُ مَلجَأَ قاتِلٍ
وَمَوطِنَ أَوّاهٍ تَبَتَّلَ تائِبِ
وَكَم مَرَّ بي مِن مُدلِجٍ وَمُؤَوِّبٍ
وَقالَ بِظِلّي مِن مَطِيٍّ وَراكِبِ
وَلاطَمَ مِن نُكبِ الرِياحِ مَعاطِفي
وَزاحَمَ مِن خُضرِ البِحارِ غَوارِبي
فَما كانَ إِلّا أَن طَوَتهُم يَدُ الرَدى
وَطارَت بِهِم ريحُ النَوى وَالنَوائِبِ
فَما خَفقُ أَيكي غَيرَ رَجفَةِ أَضلُعٍ
وَلا نَوحُ وُرقي غَيرَ صَرخَةِ نادِبِ
وَما غَيَّضَ السُلوانَ دَمعي وَإِنَّما
نَزَفتُ دُموعي في فِراقِ الصَواحِبِ
فَحَتّى مَتى أَبقى وَيَظعَنُ صاحِبٌ
أُوَدِّعُ مِنهُ راحِلاً غَيرَ آيِبِ
وَحَتّى مَتى أَرعى الكَواكِبَ ساهِرًا
فَمِن طالِعٍ أُخرى اللَيالي وَغارِبِ
فَرُحماكَ يا مَولايَ دِعوَةَ ضارِعٍ
يَمُدُّ إِلى نُعماكَ راحَةَ راغِبِ
فَأَسمَعَني مِن وَعظِهِ كُلَّ عِبرَةٍ
يُتَرجِمُها عَنهُ لِسانُ التَجارِبِ
فَسَلّى بِما أَبكى وَسَرّى بِما شَجا
وَكانَ عَلى عَهدِ السُرى خَيرَ صاحِبِ
وَقُلتُ وَقَد نَكَّبتُ عَنهُ لِطِيَّةٍ
سَلامٌ فَإِنّا مِن مُقيمٍ وَذاهِبِ