Unwillkürlicher Urinabgang
Unwillkürlicher Urinabgang, auch bekannt als Enuresis, bezeichnet das unkontrollierte Fließen von Urin ohne das dazugehörige Bewusstsein. Diese Bedingung tritt bei betroffenen Kindern häufig zwei- bis dreimal pro Woche sowohl tagsüber als auch nachts auf. Man unterscheidet hierbei zwischen zwei Arten: primäre und sekundäre Enuresis. Bei der sekundären Form waren die Betroffenen in der Lage, ihren Urin für mindestens sechs Monate oder länger zu kontrollieren, bevor sie wieder von diesem Problem betroffen sind. Diese Herausforderung wird vor allem von jüngeren Kindern erlebt und kann für ihre Eltern belastend sein. Interessanterweise ist das Problem unter Jungen doppelt so häufig verbreitet wie unter Mädchen gleichen Alters. Die Häufigkeit nimmt zudem mit steigendem Alter der Kinder ab und kann bis zum zwölften Lebensjahr andauern.
Ursachen für unwillkürlichen Urinabgang
Die Ursachen für unwillkürlichen Urinabgang sind vielfältig und können bei jedem Kind unterschiedlich sein:
- Psychologische Gründe wie mangelnde Aufmerksamkeit seitens der Eltern oder Eifersucht auf Geschwister, insbesondere bei der Geburt eines neuen Familienmitglieds.
- Genetische Faktoren, falls ein oder beide Elternteile in ihrer Kindheit ähnliche Probleme hatten.
- Organische Probleme wie Harnwegsinfektionen, eine verringerte Blasenkapazität, Tonsillitis oder Erkrankungen wie Typ-1-Diabetes sowie Durchfallerkrankungen durch Wurminfektionen, insbesondere Oxyuriasis, die durch unzureichendes Waschen von Obst und Gemüse übertragen werden können.
- Konsum von Lebensmitteln, die Methylxanthine enthalten, wie Tee und Schokolade, welche harntreibend wirken.
- Entwicklungsstörungen, die das kognitive Wachstum des Kindes beeinträchtigen, sodass es seine Bedürfnisse hinsichtlich der Toilettennutzung nicht wahrnimmt, wie beispielsweise bei Mongolismus oder Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHD).
- Tiefschlafphasen, in denen das Kind keine Signale von der Blase wahrnimmt.
Behandlung von unwillkürlichem Urinabgang
Die Behandlung dieser Problematik erfolgt in der Regel auf zwei Arten: Verhaltenstherapie und medikamentöse Therapie. Die Verhaltenstherapie gilt als die vorteilhaftere Option, da eine medikamentöse Behandlung meist mit Nebenwirkungen verbunden ist und etwa achtzig Prozent der Kinder nach Abbruch der Medikation wieder unter den Symptomen leiden. Während die medikamentöse Therapie nach etwa zwei Wochen Wirkung zeigt, kann es bei der Verhaltenstherapie mehrere Monate in Anspruch nehmen, bis Erfolge sichtbar werden.
Bei der Verhaltenstherapie geht es darum, die Eltern über die Natur und die Ursachen des Problems aufzuklären und geeignete Therapieansätze basierend auf den identifizierten Ursachen zu finden. Zudem sollte das Kind nicht bestraft oder gedemütigt werden, da dies die Situation verschlimmern kann. Sollte eine medikamentöse Therapie erforderlich sein, kommen üblicherweise Mittel zum Einsatz, die dem antidiuretischen Hormon ähneln, wobei der Einsatz solcher Medikamente nur nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen sollte.