Die alten Länder Nubien
Nubien ist eine Region entlang des Nils, die heute vor allem mit Nord-Sudan und Südegypten assoziiert wird. Diese Gegend war eine der frühesten Zivilisationen in Nordostafrika und Heimat zahlreicher afrikanischer Königreiche.
Der Name Nubien stammt aus der römischen Zivilisation; viele fassen dies in Verbindung mit dem alten ägyptischen Begriff „Nub“, was gold bedeutet. Unter den bekanntesten alten Namen der Nubuländer findet sich „Kusch“, ein Begriff, der in der ägyptischen Antike gut etabliert war. Ob dieser Name jedoch ein ursprünglicher Begriff war, bleibt ungewiss. Im Laufe der Geschichte durchlief diese Region zahlreiche kulturelle Einflüsse, wobei einige dieser Kulturen als Vasallenreiche des Königreichs „Kusch“ betrachtet werden, darunter die Königreiche Kerma, Napata und Meroë.
Das Königreich Kusch
Die Spuren der ersten Siedler im Norden Sudans reichen bis vor 300.000 Jahren zurück und markieren die Wiege des ältesten Königreichs in Sub-Sahara-Afrika: das Königreich Kusch (ca. 2500-1500 v. Chr.). Diese Kultur war bekannt für ihre exquisiten Keramiken, die sie im Niltal produzierten. Um 1700 v. Chr. galt Kusch als die mächtigste politische Einheit im Niltal.
Das legendäre Reich Kusch, mit seinen verschiedenen Hauptstädten, war über eintausend Jahre hinweg ein entscheidender Faktor für die politischen und kulturellen Verhältnisse in Nordostafrika, das heute größtenteils dem Nord-Sudan entspricht. Das Königreich blühte bis zur römischen Eroberung Ägyptens, als die römische Kontrolle über die Handelsroute im Norden Kusch in eine Schwächeposition brachte.
Das Königreich Kerma
Vor etwa 7.000 Jahren vollzog sich in dieser Region der Übergang von einer Lebensweise des Jagens und Sammelns zu einer Lebensweise, die stark auf Viehzucht basierte. In der darauffolgenden Zeit begannen Landwirtschaft und dauerhafte Siedlungen zu entstehen. Etwa 4.500 Jahre vor unserer Zeitrechnung entwickelte sich eine große Ansiedlung am Standort Kerma, nördlich des dritten Nilfalles, die als Teil des Kusch-Königreiches bekannt wurde.
Das Kerma-Projekt wurde über drei Jahrzehnte hinweg von einem Schweizer Team archäologisch untersucht. Ihre Entdeckungen umfassten Überreste von Tempeln, Gräbern, Stadtmauern und Festungen. Diese Funde belegen, dass Kerma ein bedeutendes Zentrum für den Handel mit Gold, Elfenbein und Vieh war. Die genauen Grenzen des von Kerma kontrollierten Gebiets sind unklar, doch scheint es sich auf einen Teil des heutigen Sudan und Südegypten erstreckt zu haben.
Das Königreich Meroë
Die Region Meroë befindet sich im südlichen Nubien am östlichen Ufer des Nils. Die dort lebenden Menschen bewahrten viele alte ägyptische Traditionen, waren jedoch in vielerlei Hinsicht einzigartig. Sie entwickelten ihre eigene Schriftform, verwendeten zunächst die ägyptischen Hieroglyphen und später eine alphabetische Schrift mit 23 Zeichen. In Meroë wurden in dieser Zeit zahlreiche Pyramiden erbaut, und das Königreich verfügte über eine ständige militärische Präsenz.
Historisch wird auch der Konflikt mit den Römern erwähnt, bei dem die nubischen Truppen besiegt wurden. Nach dem Vormarsch der Kuschiten mobilisierte Petronius, der zu jener Zeit als römischer Gouverneur in Ägypten amtierte, eine große Armee und marschierte nach Süden. Dort kam es zu Kämpfen zwischen den römischen Kräften und den Kusch-Armeen nahe Theben, was die Kusch-Armee zwang, sich in die Region Beseleches zurückzuziehen. Später schickte Petronius Abgeordnete zu den Kuschiten, um einen Friedensschluss zu erreichen und bestimmte Forderungen zu stellen.