Abu al-Qasim Al-Zahrawi

Abu al-Qasim Khalaf ibn Abbas Al-Zahrawi, bekannt in Europa unter dem Namen Abulcasis, gilt als einer der talentiertesten Ärzte und Chirurgen der Geschichte. Seine bahnbrechenden Entdeckungen und Innovationen haben der Menschheit großen Nutzen gebracht. Al-Zahrawi wurde im Jahr 325 H (937 n. Chr.) in der Stadt Al-Zahra in Andalusien geboren und verstarb 404 H (1038 n. Chr.); einige Quellen berichten, dass er sogar 427 H (1036 n. Chr.) starb. Er wuchs in einem wissenschaftlichen Umfeld auf und erlebte den Höhepunkt der islamischen Zivilisation in Andalusien, was ihn zu einem Beispiel für die Größe und den Ruhm dieser Epoche macht.

Es ist erwähnenswert, dass es nur wenige Quellen über das Leben von Al-Zahrawi gibt und dass nur wenige Menschen mit seiner Geschichte vertraut sind. Dennoch zeigt das spärliche verfügbare Material, dass Al-Zahrawi im Hospital von Kordoba arbeitete, das von Kalif Abd al-Rahman al-Nasir gegründet wurde. Während seiner Zeit im Krankenhaus entwickelte er umfassendes Wissen über Medikamente, sowohl über Einzelkomponenten als auch über zusammengesetzte Arzneien. Er war überzeugt, dass Ärzte auch Chirurgie praktizieren sollten, anstatt diese Aufgabe den Barbiers und Aderlassern zu überlassen. Daher widmete er sich der Chirurgie und wurde darin äußerst erfolgreich, so dass sein Name eng mit diesem Fachgebiet verbunden ist.

Medizinische Errungenschaften

Al-Zahrawi wird als ganzheitlicher Arzt betrachtet, der sich in vielen medizinischen Bereichen hervorgetan hat. Er war nicht nur Chirurg, sondern verfügte auch über Kenntnisse in der Zahnmedizin und der Behandlung von Tumoren. Zudem überwachte er die Patienten und dokumentierte deren Fortschritte, um fundierte Behandlungen zu entwickeln, ein Konzept, das heute als klinische Studie bekannt ist. Die zahlreichen medizinischen Errungenschaften, die Al-Zahrawi in verschiedenen Bereichen erzielt hat, umfassen:

Wichtige Beiträge zur Erfindung und Herstellung chirurgischer Instrumente, einschließlich spezieller Ohruntersuchungsinstrumente.
Die Entwicklung einer Behandlung für Warzen, bei der er als erster eine Ätzsubstanz und ein Eisenrohr verwendete, und dabei für seine Expertise in der Brandtherapie bekannt war.
Die Verwendung von Doppelhaken während chirurgischer Eingriffe, als erster Arzt, der diese Methode anwandte.
Die Entwicklung einer Methode zur Stillung von Blutungen durch das Binden großer Arterien, 600 Jahre bevor Ambroise Paré diese Entdeckung machte.
Damit befasste sich Al-Zahrawi auch mit Krebserkrankungen und erwähnte spezifische Arten, darunter Nieren-, Gebärmutter- und Augenkrebs.
Seine herausragenden Beiträge in der Zahnmedizin, wo er schonende Zahnentfernungen und die Ursachen für Kieferfrakturen bei Zahnentfernungen erläuterte. Zudem hatte er Kenntnisse der Zahnhygiene und behandelte Fehlstellungen der Zähne.
Sein bemerkenswerter Einfluss in der Frauenheilkunde (Entbindung und gynäkologische Chirurgie); er erläuterte Entbindungstechniken, darunter schwierige Geburten, Eileiterschwangerschaften und Abtreibungen, und entwickelte ein Gerät zur Extraction von toten Fötus. Er war der erste, der spezielle Instrumente zur Erweiterung der Gebärmutter einsetzte.
Die Fähigkeit, Nierensteine mit einem speziellen Instrument zu zertrümmern und zu entfernen, sowie die Entfernung von Nasentumoren durch ein hakenähnliches Werkzeug.
Die Herstellung von medizinischem Klebeband; Al-Zahrawi wird als der erste dargestellt, der ein derartiges Produkt hergestellt hat, das in der heutigen Medizin Verwendung findet. Zudem war er der erste, der chirurgische Fäden für Darmoperationen entwickelte.
Die Herstellung unterschiedlicher Arzneimittel durch Destillation und Sublimation, wobei er in der Herstellung sowohl von Einzel- als auch von zusammengesetzten Arzneimitteln versiert war.

Al-Zahrawi unterschied sich von anderen Ärzten und Chirurgen aus mehreren Gründen. Zu den wichtigsten zählen:

Sein Gebrauch chirurgischer Instrumente bei verschiedenen Operationen, wobei er diese präzise beschrieb und illustriert darstellte, einschließlich verschiedener Arten von Knochensägen und Bohrmaschinen.
Seine Ablehnung der gängigen Meinung über das Brandverfahren, das seiner Meinung nach nicht nur im Frühling ausgeführt werden darf. Er argumentierte, dass Brandtherapie zu jeder Jahreszeit wirksam sei und dass Eisen das geeignetste Material sei, im Gegensatz zur verbreiteten Annahme, dass Gold besser geeignet sei.
Die Erfindung eines Instruments zur Behandlung von Tränenkanalverstopfungen und die erste Beschreibung von Hämophilie (Bluterkrankheit).

Wichtige Schriften

Al-Zahrawi verfasste viele Werke und wissenschaftliche Abhandlungen, wobei sein bedeutendstes Buch „Kitab al-Tasrif liman ajeza an al-ta’lif“ („Das Buch der Regulierung für diejenigen, die nicht selber verfassen können“) ist. Dieses medizinische Werk, das sich mit Chirurgie beschäftigt, wurde ins Lateinische übersetzt und gilt als grundlegende Enzyklopädie für Chirurgie im Westen im 17. Jahrhundert. Es blieb ein wichtiges Referenzwerk für Medizinstudenten in europäischen Universitäten während des 16. und 17. Jahrhunderts. Zudem verfasste Al-Zahrawi Werke wie „Tafsir al-Akial wa al-Ozan“, „Maqalah fi Amel al-Yad“ und „Mukhtasar al-Mufradat wa Khawaasaha“.

Wissenschaftliche Anerkennung

Viele Wissenschaftler, Denker und Historiker haben Al-Qasim Al-Zahrawi erwähnt und sein Wissen sowie seine Schriften gewürdigt. Unter ihnen sind:

Ibn Hazm, der Al-Zahrawi als den größten Arzt in Andalusien bezeichnete.
Al-Humaydi, der in einem Buch über Abu al-Qasim Al-Zahrawi seine Vorzüge und Wissensschätze lobte.
Donald Campbell, der den Einfluss Al-Zahrawis auf Europa beschrieb und sagte, dass seine Methoden in der Medizin und Chirurgie die Lehren von Galen verdrängten und den Status der Chirurgen in Europa erhöhten.
Die deutsche Orientalistin Sigrid Hunke, die die Neuerungen Al-Zahrawis bei der Blutstillung lobte.
Der Historiker George Sarton, der Al-Qasim Al-Zahrawi als den größten Chirurgen im Islam bezeichnete.
Der französische Historiker Gustave Le Bon, der feststellte, dass das Wissen über Chirurgie im Wesentlichen den Arabern zu verdanken ist und Al-Qasim Al-Zahrawi der größte arabische Chirurg ist.