Die Stadt Kairouan
Die Stadt Kairouan wurde im Jahr 670 n. Chr. gegründet, während die Aghlabiten die Region im 9. Jahrhundert regierten. Diese liegt in der zentralen Region Tunesiens, etwa gleich weit vom Meer und den Bergen entfernt, und erstreckt sich über eine Fläche von 154 Hektar. Kairouan war über fünf Jahrhunderte hinweg das Zentrum des Islams, von dem aus sich die islamische Zivilisation verbreitete. Architektonisch und historisch zeichnet sich die Stadt durch ihre besonderen Merkmale aus: Sie wird von Stadtmauern umgeben, die sich über 3 Kilometer erstrecken, und verfügt über drei Haupttore: das Tor Tunis, das Tor Khokha und das Tor der Märtyrer. Die Stadt selbst hat ein geradliniges Layout mit gewundenen Straßen und ländlich gestalteten Häusern, um einen offenen Innenhof herum, in dessen Mitte sich die Hauptmoschee befindet – die erste Moschee, die im Maghreb erbaut wurde. Ein weiteres wichtiges Bauwerk der Stadt ist die Moschee der drei Tore, die als die älteste und kunstvollste Fassade der islamischen Kunst gilt. Zudem gibt es die Aghlabid-Tanks, die als Freiluftbehälter zur Wasserversorgung der Stadt im 9. Jahrhundert konzipiert wurden.
Standort der Kairouan-Moschee
Die Kairouan-Moschee befindet sich in Nordafrika, genauer gesagt in der Stadt Kairouan im Norden Tunesiens. Diese Stadt wurde 1988 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und gilt als eine heilige islamische Stadt. Heute spielt Kairouan auch eine Rolle in der Getreideproduktion und der Viehzucht. Die Moschee Kairouan, auch bekannt als die Große Moschee oder die Moschee von Sidi Uqba, nach ihrem Gründer benannt, wurde im Jahr 670 n. Chr. erbaut. Ursprünglich befand sich die Moschee im Stadtzentrum, in der Nähe des Wohnsitzes des Herrschers und an der Hauptstraße. Heute liegt sie in der Nähe der nordwestlichen Stadtmauern, die im 11. Jahrhundert errichtet wurden. Historisch gesehen war die Moschee das Zentrum der Aktivitäten der Stadt und spielte eine prägende Rolle.
Historischer Überblick über die Kairouan-Moschee
Die Geschichte der Kairouan-Moschee reicht zurück auf die Zeit der islamischen Eroberungen in Afrika, als sie von Uqba ibn Nafi erbaut wurde, als die Stadt Kairouan gegründet wurde. Zwanzig Jahre nach Fertigstellung der Moschee wollte Hicham ibn Abd al-Malik diese abreißen, da er befürchtete, dass sie nicht den dauerhaften Bedürfnissen der Gläubigen gerecht wurde. Er ließ zwischen 693 und 697 n. Chr. eine neue Moschee errichten. Angesichts der wachsenden Zahl von Gläubigen stellte sich jedoch heraus, dass der Platz nicht ausreichte. So schrieb Bishr ibn Safwan im Jahr 724 n. Chr. an den damaligen Kalifen Hisham ibn Abd al-Malik und wies auf die Notwendigkeit hin, die Moschee zu erweitern und zu verbessern. Daraufhin stellte der Kalif Mittel bereit, die Bishr nutzte, um angrenzendes Land zu erwerben und somit die Moschee zu erweitern, einen neuen Hof zu schaffen und einen Minarett zu errichten. Als Yazid ibn Hatim den Kalifenposten übernahm, ließ er die Moschee 772 n. Chr. abreißen und neu errichten, wobei das von Bishr hinzugefügte Minarett erhalten blieb.
Unter Kalif Ziyadat Allah ibn al-Aghlab wurde die Moschee erneut umgebaut, wobei alles bis auf einige Elemente, die von Bishr und Yazid hinzugefügt worden waren, abgerissen wurde. Der Kalif legte großen Wert auf die Vergrößerung der Höhe der Bögen und der Apsis, und erbaute die markante Kuppel der Moschee. Ibrahim ibn al-Aghlab kümmerte sich um die Verlängerung der Fliesen im Inneren der Moschee und errichtete 875 n. Chr. eine Kuppel über dem Eingang. Die Moschee blieb in ihrem Zustand während der Fatimiden erhalten, bis die Sanhaja im Jahr 1012 Fassaden um den Hof hinzufügten, die einige dekorative Schriftzüge in Kufi-Arabisch aufwiesen. Um 1049 wurde eine angrenzende Kuppel mit kunstvollen Verzierungen errichtet. Im 5. Jahrhundert wurde der Moschee eine Holzdecke zugefügt sowie Türen für den Gebetsraum, während die Hafsiden im 13. Jahrhundert dem Gebäude zusätzliche Verzierungen und keine neuen Designs im Gebetsraum beibrachten.
Architektur der Kairouan-Moschee
Die Kairouan-Moschee zeigt sich als ein Meisterwerk islamischer Architektur. Sie hat einen unregelmäßigen Grundriss, tendiert jedoch zur rechteckigen Form mit einer Länge von 125 Metern und einer Breite von 75 Metern. Sie besteht aus zwei Hauptbereichen: dem Innenhof und dem Gebetsraum. Hier sind 17 Brunnen und 8 Schattenspender verteilt, und sie verfügt über einen zentralen Zugang sowie eine Fassade parallel zur Qibla (Richtung Mekka). Die Moschee wurde unter Berücksichtigung des goldenen Schnitts entworfen. Sie ist reich an vielfältigen Elementen und schönen Details, die sie zu einem besonderen Gebäude machen. Zu den wichtigsten architektonischen Elementen gehören:
- Die Kuppel: Sie befindet sich über der Apsis und betont deren Bedeutung. Die Kuppel ist aus Stein und hat 24 Seiten mit kleinen, hervorstehenden Steinen an den Seiten. Sie ruht auf einer breiten Säule, die mit kleinen Fenstern ausgestattet ist, durch die Licht auf die Apsis fällt und auf kleinen, ornamentierten Bögen steht.
- Das Minarett: Die Moschee besitzt ein hoch aufragendes Minarett, das circa 32 Meter hoch ist und als Ort zum Gebetsruf dient sowie als Identität der Moschee gilt. Dieses Minarett, das vom römischen Stil inspiriert ist, stammt aus dem 9. Jahrhundert.
- Die Säulen: Die Moschee hat zahlreiche Säulen verteilt, die den Gebetsraum stützen, während die Decke des Innenhofes auf römischen und byzantinischen Säulen ruht. Daher wird die Moschee als hypostyle Moschee klassifiziert, da sie eine hohe Anzahl an Säulen aufweist.
- Die Kanzel: Diese stammt ebenfalls aus dem 9. Jahrhundert und besteht aus hochwertigem Teakholz, das aus Asien importiert wurde. Die Front zur Apsis hin ist mit floralen und geometrischen Motiven verziert, die von der byzantinischen und umayyadischen Architektur inspiriert sind.
- Die Luftraumstruktur: Der zentrale Innenhof der Moschee ist höher angelegt als die übrigen Bereiche, um ihn hervorzuheben.
Künstlerische Elemente der Kairouan-Moschee
Die Kairouan-Moschee ist reich an wunderschönen Verzierungen und Mustern. In ihr finden sich florale und geometrische Kunstverzierungen, sowie zahlreiche schöne Bögen, Fenster und Kuppeln. Die Böden sind mit buntem und einzigartigem Fliesenbelag ausgestattet, während die Mosaiken den Bereich um die Apsis verleihen. Diese Fliesen sind in Einzelmustern angeordnet, und die Wände der Moschee sind mit Arabesken verziert. Der Innenraum zeichnet sich durch schöne Holzelemente aus, während die Wände der Apsis mit Marmorplatten von 60×45 cm abgedeckt sind, jede mit einem einzigartigen Design. Über diesen Marmorplatten sind die Fliesen in Rautenform angeordnet, und auf der Holzdecke der Moschee finden sich Ornamente in Form von eingewickelten Kiefernkegeln mit Palmenblättern.