Die Ethik in der stoischen Philosophie
Die stoische Philosophie betrachtet die Ethik aus einer einzigartigen Perspektive, die wir im Folgenden erläutern werden:
- Die stoische Ethik hat ihre grundlegenden Wurzeln in der aristotelischen Ethik und wird später als Philosophie der Selbstversöhnung bezeichnet, laut der Auffassung von Akademikern. Dieses System dominierte die moralische Bildung in der hellenistischen Epoche. Grundsätzlich ist es für den Menschen unerlässlich, sich ein Lebensziel zu setzen, da verschiedene philosophische Strömungen den Existenzkampf als sinnlos und absurd ansahen. Die Zuweisung von Bedeutung wird somit zu einer notwendigen Aufgabe.
- Verschiedene Schulen, einschließlich der aristotelischen Ethik, argumentieren, dass das Ziel des Lebens das Streben nach Glück oder Eudaimonia ist. Jedoch erfordert die philosophische Frage eine grundlegende Definition des Glücks. Die Epikureer erklärten, dass ein glückliches Leben durch die Maximierung von Freude und Lust erreicht werden kann. Die Stoiker hingegen lehnten diese Antwort ab und schlugen eine alternative Definition des Glücks vor.
- Die Stoiker definierten Glück als ein Leben in Harmonie und Einklang, wobei dieser Einklang nur dann wahrhaftig ist, wenn er der Natur untergeordnet ist. Der Philosoph Kleanthes fügte hinzu, dass Glück bedeutet, im Einklang mit der Natur zu leben.
- Der Philosoph Chrysippus sagte: „Glück ist das Leben im Einklang mit dem, was durch die Natur geschieht.“ Diese Definitionen bleiben jedoch zunächst akademisch und wurden später von anderen Stoikern präzisiert, die feststellten: „Glück ist die rationale Wahl grundlegender Dinge im Einklang mit der Natur.“
Werte in der stoischen Philosophie
Im Folgenden werden die zentralsten Werte der stoischen Philosophie beleuchtet:
- Die Dinge leben gemäß der Natur, da sie so erschaffen wurden; der Mensch hingegen muss für ein Leben im Einklang mit der Natur kämpfen. Mit „Natur“ ist der göttliche Verstand oder Wille gemeint, der sich in der Natur zeigt. Es ist wichtig zu erwähnen, dass eine Diskussion über die stoische Ethik nicht ohne Bezug auf religiöse Überlegungen und die Sicht auf die Götter möglich ist, da die Ethik das Ergebnis der stoischen Auseinandersetzung mit dem Sein ist.
- Für die Stoiker sind die Götter nicht von der Welt, in der der Mensch lebt, unabhängig. Diese Idee stellt eine Reaktion auf die epikureische Philosophie dar, die eine Trennung der Götter von der materiellen Welt befürwortete, um ein Zustand der Ataraxie zu erreichen, der den Menschen von seinen Ängsten, insbesondere der Angst vor den Göttern, befreien soll. Im Gegensatz dazu betonen die Stoiker, dass die Götter sich in der materiellen Welt manifestieren und damit die Einheit des Seins betonen.
- Diese Auffassung entwickelte sich später besonders in idealistischen, metaphysischen und mystischen Philosophien weiter. Vor dem Hintergrund der stoischen Sichtweise auf das Sein und die Manifestation des göttlichen Willens wird zur Enthaltsamkeit von Vergnügungen und Begierden aufgerufen. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, den natürlichen Verstand in sich zu entdecken, was durch die Übereinstimmung mit dem göttlichen Verstand, der in der Natur erkennbar ist, geschehen kann.
- Es gibt äußere Dinge, die der menschlichen Willensfreiheit entzogen sind und die den Menschen beeinflussen können. Wie soll der Mensch mit ihnen umgehen? Die Stoiker antworten, dass alles, was außerhalb des menschlichen Willens liegt, neutral bleibt, was bedeutet, dass es weder gut noch schlecht ist. Sie fordern zur Entwicklung von rationalen Tugenden und zur Reflexion über das Sein auf, da dies der Schlüssel zur Erkenntnis des menschlichen Platzes in der Natur und seine Zugehörigkeit zum Gesamten ist.
Der Mensch in der stoischen Philosophie
Der Mensch bildet einen zentralen Punkt in der stoischen Philosophie, die sich allem widmet, was das Glück und die Vollkommenheit des Individuums fördert. In diesem Zusammenhang wird folgende Hierarchie vorgestellt:
- Der vollkommene Mensch: Er ist der weise Mensch, der den göttlichen Verstand erkannt hat, seinen Platz im Sein begreift und Teil der Natur ist. Er fügt sich dem göttlichen Willen und schämt sich materieller Dinge. Dieser Mensch zeichnet sich durch die Fähigkeit zur Reflexion aus und übertrifft im philosophischen Schaffen durch seine Weisheit. Der vollkommene Mensch wählt das Gute für sich selbst, ohne eine andere Absicht.
- Der unvollkommene Mensch: Er besitzt eine niedrigere Stellung als der vollkommene Mensch, erkennt aber seinen Platz im Sein und versteht den göttlichen Willen, erreicht jedoch nicht denselben Grad an Einsicht. Er handelt aus Pflichtgefühl und sieht diese Pflichten nicht als Teil des Ganzen, was es unmöglich macht, seine Handlungen als gut oder schlecht zu bewerten.
- Der böse Mensch: Er ist der fehlgeleitete Mensch, der vom göttlichen Willen abweicht und den Sinn des Seins nicht erkennt. Er hat seinen Platz in Bezug auf den göttlichen Willen nicht erschlossen und sieht sich selbst als Zentrum des Seins, wodurch sich seine Handlungen im Widerspruch zum göttlichen Willen manifestieren.