Die Etikette der Beratung im Islam

Die Bedeutung der Beratung im Islam

Im Islam wird die Beratung als ein fundamentales Recht eines Muslims gegenüber seinem Bruder angesehen und spielt eine zentrale Rolle in der Gemeinschaft. Der Koran und die Sunnah betonen die Notwendigkeit des gegenseitigen Rates und der Unterstützung unter Muslimen. Allah sagt: (وَتَعَاوَنُوا عَلَى الْبِرِّ وَالتَّقْوَى وَلَا تَعَاوَنُوا عَلَى الْإِثْمِ وَالْعُدْوَانِ وَاتَّقُوا اللَّـهَ إِنَّ اللَّـهَ شَدِيدُ الْعِقَابِ). Die Beratung ist jedoch an bestimmte Regeln und Höflichkeiten gebunden, die zu beachten sind. Ihre positiven Auswirkungen zeigen sich sowohl für den Berater als auch für den Beratenden und kommen der gesamten Gemeinschaft zugute.

Ethik der Beratung im Islam

Bei der Beratung gibt es bestimmte ethische Grundsätze, die der Berater beachten sollte. Im Folgenden sind einige davon aufgeführt:

1. Suche die Beratung im privaten Rahmen

Um die Akzeptanz zu erhöhen, sollte die Beratung nicht öffentlich gegeben werden. Öffentliche Beratungen können als Beschämung oder Tadel empfunden werden, was als unangemessen gilt. Man sagt, dass eine öffentliche Beratung eine Bloßstellung ist.

2. Sanfte und freundliche Vermittlung

Die Art der Beratung sollte mit Freundlichkeit und Zuneigung erfolgen, damit der Beratene offener dafür ist. Allah sagt: (فَبِمَا رَحْمَةٍ مِّنَ اللَّـهِ لِنتَ لَهُمْ وَلَوْ كُنتَ فَظًّا غَلِيظَ الْقَلْبِ لَانفَضُّوا مِنْ حَوْلِكَ). Die Verwendung von Grobheit oder Heftigkeit könnte den Beratenden abstoßen und ihn zur Abwehr bewegen. Ein Beispiel für sanfte Ansprache findet sich in der Geschichte eines Beduinen, der im Gebetshaus urinierte, wobei die sanfte Art des Propheten Muhammad (Frieden sei mit ihm) zur Einsicht des Beduinen führte.

3. Gutmeinende Absicht hinter der Beratung

Die Absicht hinter der Beratung sollte stets das Wohl und die Verbesserung des Beratenden sein. Sie sollte nicht nur darauf abzielen, Kritik zu üben oder den Beratenden bloßzustellen. Um akzeptabel zu sein, muss die Beratung aus reiner Absicht für Allah erfolgen, ohne nach Anerkennung zu streben oder auf Überheblichkeit aus zu sein. Zudem ist es wichtig, den Beratenden nicht zu täuschen oder zu manipulieren.

4. Geduld des Beraters

Der Berater sollte über gute Charaktereigenschaften verfügen und geduldig die Reaktionen auf seine Beratung ertragen. Es kann passieren, dass er mit Beleidigungen oder Vorwürfen konfrontiert wird. In solchen Fällen sollte er Geduld zeigen und nicht mit dem gleichen Maß zurückschlagen.

5. Wissen und Handeln des Beraters

Die Ratschläge sollten fundiert und gründlich sein, um die gewünschten positive Effekte zu erzielen. Unwissenheit des Beraters kann zu Missverständnissen und Problemen führen. Zudem ist es wichtig, dass der Berater auch in Übereinstimmung mit dem steht, was er empfiehlt, denn Allah hat diejenigen getadelt, die das Gute predigen, aber selbst nicht danach handeln: (يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا لِمَ تَقُولُونَ مَا لَا تَفْعَلُونَ* كَبُرَ مَقْتًا عِندَ اللَّـهِ أَن تَقُولُوا مَا لَا تَفْعَلُونَ).

6. Wahl der geeigneten Zeit und des richtigen Ortes für die Beratung

Um die Wahrscheinlichkeit der Akzeptanz durch den Beratenden zu erhöhen, sollte der Berater nach dem besten Zeitpunkt und Ort suchen. Ein weiser Gläubiger vermeidet beispielsweise Momente der Wut und wählt die Methoden, die seiner Einschätzung nach am effektivsten sind.

7. Kürze der Beratung

Kurze und prägnante Ratschläge sind oft am wirkungsvollsten. Ein Übermaß an Reden und Wiederholungen in der Beratung könnte Langeweile und Unmut beim Beratenden hervorrufen. Abdullah ibn Mas’ud (möge Allah mit ihm zufrieden sein) sagte: „Abdullah pflegte, die Menschen jeden Donnerstag zu ermahnen. Ein Mann sagte zu ihm: ‚O Abu Abdul Rahman, ich wünschte, du würdest uns jeden Tag ermahnen.‘ Er antwortete: ‚Das würde mich daran hindern, denn ich möchte nicht, dass ihr gelangweilt seid. Ich werde euch nur so oft mahnen, wie der Prophet (Frieden sei mit ihm) uns die Lehren vermittelte, um Langeweile zu vermeiden.‘

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