Al-Shafi’i und sein Geburtsort
Sein Name ist Muhammad ibn Idris ibn Abbas al-Qurashi, bekannt unter dem Beinamen Abu Abdullah. Er zählt zu den vier großen Imamen der islamischen Rechtswissenschaft und wurde in der Stadt Gaza geboren. In seiner Kindheit wurde er nach Mekka gebracht, wo er in der Wüste aufwuchs und dort Gedichtkunst und Pferdereiten erlernte.
Die Herkunft des Imams al-Shafi’i
Die Kindheit und frühen Jahre des Imams al-Shafi’i verbrachte er in Mekka zusammen mit seiner Mutter. Diese nutzte die Anwesenheit von Gelehrten in der Stadt und schickte ihren Sohn zu einem der Lehrmeister, um dort zu lernen. Im Alter von sieben Jahren hatte er den gesamten Quran auswendig gelernt, gefolgt von dem Studium der islamischen Wissenschaften unter Imam Muslim ibn Khalid al-Zenji. Sein außergewöhnliches Gedächtnis, seine schnelle Auffassungsgabe und sein scharfer Verstand zeichneten ihn rasch aus.
Später zog er nach Medina zu dem Stamm der Hudhail, wo er die Sprache und Rhetorik erlernte. Danach kehrte er zurück nach Mekka, um sich mit Poesie und Geschichte zu beschäftigen. Ein Mann von den Zubairitern ermutigte ihn, sich mit der islamischen Jurisprudenz zu beschäftigen und empfahl ihm, den berühmten Gelehrten Malik ibn Anas aufzusuchen. Al-Shafi’i wandte sich an einen Mann aus Mekka, der den Muwatta besaß, lieh sich das Buch und hatte es innerhalb von neun Nächten auswendig gelernt. Nach Erlaubnis seines Lehrers und des Gouverneurs von Mekka reiste er zu Imam Malik, um ihm das Muwatta vorzulesen. Innerhalb weniger Tage hatte er es vollständig gemeistert.
Imam al-Shafi’i blieb in der Obhut von Imam Malik ibn Anas, von dem er ständig lernte, bis dieser verstarb. Daraufhin wandte er sich den Gelehrten in Medina zu und strebte weiterhin nach Wissen. Dann zog er nach Jemen, wo er schnell Bekanntheit erlangte und die Menschen sich zu ihm begaben, um von ihm zu lernen. Später reiste er nach Bagdad, blieb dort jedoch nicht lange, bevor er nach Mekka zurückkehrte.
Die wissenschaftliche Bedeutung von Imam al-Shafi’i
Imam al-Shafi’i erwarb umfangreiche Kenntnisse in verschiedenen Disziplinen. Dazu zählten die arabische Sprache, der Quran in seinen Bedeutungen, Geheimnissen, Vorteilen und Interpretationen sowie Hadithwissenschaften, in denen er den Muwatta von Imam Malik auswendig gelernt hatte. Er erlernte die Prinzipien des islamischen Rechts sowie die relevanten Regeln und deren Anwendung.
Er beschäftigte sich zudem mit der Unterscheidung zwischen abrogierenden und abrogierten Texten sowie mit der Anwendung von Analogie und deren Notwendigkeit zur Unterscheidung zwischen gültigen und ungültigen Argumenten. Eine seiner bekannten Äußerungen zum Wissensdurst lautet: „Wer den Quran lernt, dessen Wert steigt, wer Hadith studiert, stärkt sein Argument, und wer im Fiqh forscht, erhöht sein Ansehen. Wer sich nicht in Acht nimmt, dem wird sein Wissen nicht nützen.“
Wichtige Werke von Al-Shafi’i
Imam al-Shafi’i verfasste zahlreiche Werke, unter denen die folgenden hervorstechen:
- Die Botschaft (Al-Risala)
Dieses Werk gilt als eines der bedeutendsten und bekanntesten, die Imam al-Shafi’i verfasst hat.
- Das Buch der Zusammenführung des Wissens (Kitab al-Jama’a al-Ilm)
In diesem Werk stellte er seine Argumente zur Gültigkeit von الواحد (singularen) Überlieferungen dar und widersprach denjenigen, die ihre Gültigkeit anzweifelten.
- Das Buch der Ablehnung des persönlichen Ermessens (Kitab Ibtal al-Istihsan)
Hierbei widersprach er denjenigen, die sich auf persönliches Ermessen beriefen, und legte dar, warum dies nicht anwendbar ist.
- Das Buch über unterschiedliche Hadithe (Kitab Ikhtilaf al-Hadith)
In diesem Werk sammelte er Hadithe, die auf den ersten Blick widersprüchlich zu sein scheinen.
- Das Buch über die Urteile des Quran (Kitab Ahkam al-Quran)
Es gehört zu den bedeutenden Schriften in der Wissenschaft der Prinzipien.