Geistige Behinderung
Die geistige Behinderung wird als ein Zustand beschrieben, der auf unvollständiger Entwicklung der Gehirnzellen beruht oder auf einer Unterbrechung ihres Wachstums während einer bestimmten Phase der Kindheit. Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass geistige Behinderung eine eigenständige Erkrankung darstellt, sind sich Wissenschaftler einig, dass sie vielmehr eine Gruppe von Krankheiten ist, die zu einem signifikanten Rückgang des Intelligenzquotienten (IQ) eines Kindes im Vergleich zum allgemeinen IQ führt. Zudem sind betroffene Kinder oftmals nicht in der Lage, sich an ihre Umwelt anzupassen.
Ursachen der geistigen Behinderung
Primäre (genetische) Ursachen
Die genetischen Merkmale werden von den Eltern auf die Kinder durch Gene seit dem Zeitpunkt der Befruchtung übertragen. Einige dieser Gene können negative erbliche Eigenschaften, wie geistige Behinderung oder eine signifikante Verminderung des IQ, tragen. Oftmals treten solche Fälle geistiger Behinderung bei Eltern auf, die selbst unterschiedliche Grade von Behinderungen oder einen niedrigen IQ aufweisen. Auch ein Großelternteil oder andere Familienmitglieder könnten Träger der gleichen genetischen Merkmale sein, während gleichzeitig gesundheitliche Faktoren ausgeschlossen werden, die zu einer geistigen Behinderung geführt haben könnten.
Sekundäre (erworbene) Ursachen
Diese Ursachen betreffen den Fötus nach der Befruchtung und stehen in keinem Zusammenhang mit der genetischen Ausstattung. Daher ist eine solche Form der geistigen Behinderung nicht vererbbar. Diese Ursachen können unter anderem mit Erkrankungen wie Meningitis oder Hydrocephalus in Verbindung stehen. Wissenschaftler klassifizieren die erworbenen Faktoren hinsichtlich der Entwicklungsphasen wie folgt:
- Erworbene Faktoren während der Schwangerschaft: Zu den Erkrankungen, die die Mutter im Allgemeinen betreffen, gehören Diabetes, Bluthochdruck, Röteln und Krankheiten der Schilddrüse. Zudem können Toxizität, Strahlenexposition und äußere Bedingungen wie eine späte Schwangerschaft, frühere Schwangerschaftsprobleme, Blutgruppenunverträglichkeiten und Mangelernährungszustände das körperliche und geistige Wachstum des Fötus insbesondere in der letzten Phase der Schwangerschaft beeinträchtigen.
- Erworbene Faktoren während der Geburt: Dazu gehören Frühgeburten oder verspätete Geburten sowie langsame oder schnelle Geburtsverläufe und andere patologische Zustände im Zusammenhang mit der Plazenta.
- Erworbene Faktoren nach der Geburt: Dazu zählen Erkrankungen wie Neugeborenengelbsucht, Sauerstoffmangel im Gehirn, Pathologien wie Hydrozephalus und akute Entzündungen.
- Erworbene Faktoren in der Kindheit bis zur Pubertät: Hierzu zählen organische Sinnesbeeinträchtigungen wie Blindheit oder Taubheit, psychische Störungen durch übermäßige Verwöhnung oder Mangel, starke Schocks auf den Kopf und Sprachstörungen sowie chemische Vergiftungen.